#5 - Mood follows action
In dieser Episode des Podcasts spreche ich darüber, dass die Veränderungen, die wir uns manchmal für unser Leben wünschen, es erfordern, den ersten Schritt zu gehen, auch wenn wir uns noch nicht bereit dazu fühlen. Wir wissen vielleicht, dass wir etwas ändern möchten oder müssen, um mit uns im Reinen zu sein oder unser Leben mehr so zu gestalten, wie es unseren Vorstellungen entspricht. Vielleicht führen wir Beziehungen, die uns nicht gut tun, sabotieren unser Glück durch selbstzerstörerische Verhaltensweisen oder sind im Extremfall wirklich von beispielsweise einem gestörten Essverhalten oder einer “ausgewachsenen” Essstörung betroffen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass wir keine Schuld daran haben, in diese Situation geraten zu sein. Wir Menschen handeln grundsätzlich immer auf Basis jenes Wissens und jener Erfahrungen, die uns zur Verfügung stehen und manchmal werden wir vom Schicksal hart getroffen, sodass sogar das Abrutschen in selbstzerstörerisches Verhalten sich besser oder sicherer anfühlt als der Schmerz, den wir sonst ertragen müssten. Doch dieses Verhalten ist uns nur eine Zeit lang dienlich, bis es uns mehr schadet als nutzt. In diesem Moment der Realisation dürfen wir etwas ändern und müssen nicht darauf warten, bis wir uns “bereit” dazu fühlen. Leider ist es eben durchaus so, dass unsere neuen Gewohnheiten einen bestimmten Zweck erfüllten bzw. immer noch erfüllen, weshalb wir uns auch nicht verurteilen sollten, wenn es uns schwer fällt, von ihnen Abstand zu nehmen. Sie haben uns eine Zeit lang wirklich geholfen und dass wir aus Erfahrung eher an der “sicheren” Variante festhalten wollen, ist ganz natürlich. Doch wenn der Schmerz zu groß wird, den die aktuelle Situation in uns auslöst, dann dürfen wir uns auch wieder von ihnen abwenden.
Es klingt paradox, doch diese ersten Schritte werden sich eine Zeit lang sehr falsch anfühlen. Abhängig davon, wie lange und wie tief wir in limitierenden Glaubenssätzen gefangen waren, braucht es Zeit, dass wir uns an die neue Situation gewöhnen und ihr auch vertrauen. Diese Reaktion unseres Unterbewusstseins soll uns davor bewahren, uns in Gefahr zu bringen, weil wir unser voriges Verhalten - egal wie schädlich es auch war - als “sicher” oder auch einfach nur “berechenbar” empfunden haben. Jeder Schritt in eine andere Richtung - sei es, sich von einem Partner zu trennen, wieder mehr zu essen oder weniger zu arbeiten, um uns selbst zu priorisieren - löst dann einerseits Angst aus und fördert unter Umständen auch ungelöste Konflikte oder Probleme zutage, denen wir zuvor ausgewichen sind. All diese Emotionen und Gefühle auf einmal können sehr überfordernd sein und werden wiederholt den Impuls auslösen, wieder in ein “sicheres” Verhaltensmuster zu verfallen. Und genau in dieser Situation ist es wichtig, nicht nachzugeben. Es geht nicht darum, alle Probleme lösen zu müssen (viele können wir vielleicht nicht einmal lösen) oder alles perfekt in Ordnung zu bringen (zu müssen), sondern in erster Linie darum, den Schmerz auszuhalten und zu akzeptieren. Wenn unser Verhalten dazu diente, uns in einer Art und Weise in der Lage zu fühlen, unsere Situation kontrollieren zu können, dann gilt es, diese Kontrolle (die ohnehin immer nur eine Scheinkontrolle war) loszulassen und manchmal auch, unsere Machtlosigkeit anzuerkennen.
Was sich anfangs furchtbar anfühlt, wird aber irgendwann besser, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Es ist sehr individuell, wie lange man das schlechte Gefühl aushalten muss bzw. wird es vielleicht nie ganz verschwinden - doch es wird weniger werden, je mehr wir uns für den “richtigen” Weg entscheiden und diese neue Gewohnheit entwickeln, auch wenn ein Teil in uns immer noch protestiert und zurück in die alte Sicherheit will. Es ist schwierig, vielleicht ein Leben lang diesen Glaubenssätzen widerstehen zu müssen, doch die schönen Momente, die wir dafür bekommen, sind ungleich mehr wert als das Leid, in alten Mustern gefangen ein Leben lang ertragen zu müssen.
Hab also Mut zur Veränderung und warte nicht auf den einen Moment, in dem es “Klick” macht und du dein Leben umkrempelst, weil du dich dazu bereit fühlst. Fang heute an - dein zukünftiges Ich wird dir dankbar sein.